Absentismus-Prävention

Wirksame Prävention von Schulabsentismus

Maßnahmen gegen Schulabsentismus wirken am besten, wenn sie in ein allgemeingültiges und anerkanntes Konzept eingebunden sind. Dabei ist besonders wichtig: handeln, bevor es zu spät ist! Hat sich ein schulabsentes Verhalten erst verfestigt, ist es immer schwerer, wirksame und nachhaltige Veränderungen herbeizuführen.

Die hier vorgestellten Maßnahmen und Projekte sind daher in verschiedene Stufen kategorisiert:

·        Universelle Prävention:
Darunter versteht man Maßnahmen & Projekte für alle Schüler*innen der Schule, quasi „das reguläre Angebot“ .

·        Selektive Interventionen:
Darunter versteht man Maßnahmen & Projekte für eine gefährdete Gruppe von Schüler*innen, also zusätzliche zielgerichtete Angebote.

·        Indizierte Interventionen:

  Darunter versteht man Maßnahmen & Projekte, die immer fallbezogen und oft individualisiert sind. Sie betreffen ca. 5% der Schüler*innen. Da es sich um intensive individuelle oder Gruppeninterventionen handelt, werden diese in der Regel von „Spezialisten“ (Schulsozialarbeit, Schulpsychologie, ZKE, …) durchgeführt. 

 

aus: Speck/Wulf, Peponis/Voigt (2019)

 

    Hier werden nur die universelle und selektive Prävention vorgestellt, da die Maßnahmen der indizierten Prävention angewendet werden, wenn der Absentismus bereits vorliegt. Entsprechende Handlungsempfehlungen sind damit auf den vielen Seiten zu Maßnahmen und Handlungsempfehlungen bei Schulabsentismus dargestellt. 

Universelle Prävention

Fehlzeitenerfassung

Eine breite anlasslose Fehlzeitenerfassung für alle Schüler*innen ist die wirksamste Form der Prävention, ermöglicht sie doch ein schnelles Reagieren auf Schulversäumnisse. 

Es braucht ein schulisches Anwesenheitskonzept mit einer  Entschuldigungsregelung, einer verbindlichen Nachfrage bei Abwesenheit schon am Vormittag (z.B. durch das Sekretariat) sowie einer regelmäßigen Zusammenfassung und Analyse der Daten, um Risikoverläufe frühzeitig zu erkennen.

 Schulklima

Ein gutes Schulklima umfasst mehrere Faktoren (Gewaltprävention, Beziehungsgestaltung, Vernetzung…) und  trägt erheblich zur Prävention von Schulabsentismus bei. Die Förderung des Schulklimas ist eine gesamtschulische Aufgabe und kann nicht von einer einzelnen Lehrkraft gestemmt werden. 

Hier finden Sie Informationen zur Förderung des Schulklimas.

 

 

Klassenführung

Auch ein gutes Classroommanagement und Lernunterstützung gehören zu den präventiv wirksamen Maßnahmen. Classroommanagement sorgt für bessere Lernerfolge und ein höheres Maß an Sicherheit und Verlässlichkeit für alle Schüler*innen. Gleichzeitig verbessert es das Klassenklima. Dadurch werden viele Risikofaktoren für Schulabsentismus (Unruhe und Lernschwierigkeiten in der Klasse, Mobbing…) reduziert.  

Elterninformation zur Schulpflicht

Eine sinnvolle und kaum aufwändige präventive Maßnahme ist die rechtzeitige Information der Eltern darüber, wie die Schule ihres Kindes mit den Themen Abwesenheit, Fehlzeiten und Krankmeldungen umgeht. Diese Information der Eltern erfolgt oft unsystematisch und mündlich seitens der Klassenlehrkräfte, aber es hat auch Vorteile, diese Information zentral und schriftlich an die Eltern auszuhändigen und sich die Kenntnisnahme durch eine Unterschrift bestätigen zu lassen.

Selektive Prävention

Beobachtung und Identifikation von Risikogruppen

       Viele Schulabsentisten fallen erst auf, wenn sie längere Zeit nicht mehr im Unterricht anwesend sind. Gleichzeitig merkt man rückwirkend betrachtet, dass diese SuS oft schon Monate und Jahre vorher deutliche Warnzeichen gezeigt haben.   

 

 

 

Kooperative Lern- und Förderplanung

       Individualisierte und realistische fachliche Ziele und Maßnahmen bilden den Rahmen eines Lern- und Förderplans.  Ein Beispiel für einen Lernplan finden Sie hier:  



Check & Connect (Sinclair et al., 1998)

-Check (Fokus Monitoring): eine regelmäßige und ökonomische Erfassung von Fehlzeiten, Verhalten und Schulleistungen

– Connect (Fokus Beziehung):  verlässlicher und regelmäßiger Austausch mit Mentoren über Lernfortschritte und Ziele.  Dazu gehören eine intensive aufsuchende Elternarbeit, Schülerpatenschaften und sozialpädagogische Angebote, Vermittlung von sozialen und Lernkompetenzen etc. 

 

Check in and check out/ CICO ( Filter et al., 2007)

Das Programm besteht hauptsächlich aus mehreren über den Tag verteilten Kontaktpunkten, an denen der/ die Schüler*in sich kurz mit einer Lehrkraft austauschen.

Erster Kontakt vor Schulbeginn, weitere Kontaktpunkte zum Stundenende und Stundenbeginn, es folgen ein Check out zum Tagesende und eine anschließende Rückmeldung an die Eltern.

Dadurch verbessert sich die Beziehung zu den Schüler*innen und das Programm hat generell eine hohe Akzeptanz und Wirksamkeit

 

Patenschaftsprogramme

Patenschaften können bei Risikogruppen eingesetzt werden, aber auch in nachweislich kritischen Phasen wir z.B. bei Übergängen zwischen Grundschule und weiterführender Schule eine Hilfe sein.

Das Valued Youth Program (Montecel et al., 1994) ist für spezielle Risikogruppen. Hier werden ältere Schüler*innen mit Drop- out Risiko (Klasse 8) nach einer umfassenden Schulung als Mentoren für jüngere Schüler*innen (Klasse 5) eingesetzt. Die Tutor*innen erhalten dafür soziale Verstärker in Form von Anerkennung und Privilegien.