Gespräche mit Eltern und Kind
Gespräche mit schulabsenten Schülerinnen und Schülern führen
Die Grundlage einer guten Gesprächsführung ist Empathie. Zu verstehen, was die Schüler*innen bewegt, was seine Sorgen sind und was sie oder er braucht, ist entscheidend für ein gelingendes Gespräch.
Der absente Schüler/ die absente Schülerin hat gemischte Gefühle, was den Schulbesuch angeht
Kinder, die vom Schulbesuch zurückgehalten werden, haben in der Regel nicht eindeutige Gefühle, wenn es um Schule geht. Zum Einen haben sie keine eigenen Gründe, den Schulbesuch zu meiden, aber wenn die Eltern eine ablehnende Haltung haben oder der schulischen Bildung keinen hohen Stellenwert beimessen, eventuell selbst schlechte Schulerfahrungen gemacht haben, übertragen sich diese Haltungen auf das Kind.
Der absente Schüler/ die absente Schülerin steckt in einem schweren Loyalitätskonflikt
Kinder halten in der Regel zu ihren Eltern, selbst wenn die Eltern sich nicht im Sinne des Kindeswohls verhalten. Absentismus durch Zurückhalten erfordert im Kontakt mit den betroffenen Schüler*innen von den Lehrkräften ein gewisses Fingerspitzengefühl, denn die Eltern anzugreifen oder ihnen die Schuld zu geben wird in der Regel dazu führen, dass das Kind sich mit den Eltern solidarisiert. Hier ist es wichtig, der Loyalität des Kindes Rechnung zu tagen und sie zu würdigen. Es ist ein Prozess, mit den Kindern zu erarbeiten, dass sie für sich selbst sorgen dürfen und es nicht ihre Aufgabe ist, die Verantwortung für Andere zu tragen. Das erreicht man eher nicht mit einer Abwertung und Beschuldigung der Eltern.
Man darf auch nicht vergessen, dass es für das betroffene Kind enorm schwer ist, diese Interna aus der Familie überhaupt preiszugeben. Meist sind große Ängste damit verbunden, z.B. vor einem Sorgerechtsentzug durch das Jugendamt.
Der Absentismus ist nicht das einzige und womöglich nicht mal das größte Problem des betroffenen Schülers/ der betroffenen Schülerin. Er ist eher ein Symptom für andere Probleme.
Fast immer liegt mindesten eine weitere Problematik vor, die mit dem Schulabsentismus im Zusammenhang steht. Die Facetten sind vielfältig. Es sind psychische, physische und Suchterkrankungen, soziale und wirtschaftliche Probleme sowie kulturelle oder religiöse Integrationsschwierigkeiten. Oft braucht es eine Lösung für diese Probleme, um den Absentismus wirksam zu bekämpfen.
Gespräche mit Eltern führen
Führen Sie die Gespräche nicht allein
Gerade in Fällen von Absentismus durch Zurückhalten ist es wichtig, im Gespräch ein hohes Maß an Professionalität zu wahren. Die Eltern sind nicht selten in einer schwierigen Situation, die ihre Handlungsmöglichkeiten limitiert, z.B. durch eine Erkrankung. Gleichzeitig muss man sich als Lehrkraft klar im Sinne des Kindes und seines Rechts auf Bildung und eine kindgerechte Lebensgestaltung positionieren. Die Prozesse sind oft langwierig und schwierig und erfordern viel Klarheit und Ressourcen von den Lehrkräften. Da diese Konstellationen oft den Aspekt des Kindeswohls berühren, kann es sinnvoll sein, frühzeitig jemanden aus der Schulleitung in die Gespräche einzubeziehen.
Seien Sie unnachgiebig in der Sache und verbindlich
Absentismus durch Zurückhalten ist unter keinen Umständen zu dulden. Bei allem Verständnis müssen die Eltern sowohl auf die Schulpflicht als auch auf die Nachteile des Absentismus fürs Kind hingewiesen werden. Gehen Sie auch transparent damit um, welche Schritte Sie als Schule gehen werden, wenn der Absentismus anhält (Ordnungswidrigkeitsanzeige, Kindeswohlgefährdung). Protokollieren Sie die Gespräche formal, vereinbaren Sie klare zeitliche Rahmen und treffen Sie deutliche Absprachen, die überprüfbar sind.
Bieten Sie Unterstützung an
Tragen Sie den Schwierigkeiten der Familie Rechnung, indem Sie anbieten, die Eltern dabei zu unterstützen, geeignete Hilfen zu finden. Hier kann die Schulsozialarbeit ein guter und wichtiger Partner sein, der die Eltern begleitet und dafür sorgt, dass diese an den entsprechenden Stellen Anschluss finden.
