Konfusion ist Voraussetzung für Neuordnung

33 etwas andere Fragen für ein Schülergespräch

– Stell Dir vor, das Gespräch heute läuft gut, was muss dann hier passiert sein?

– Du hast bestimmt Besseres zu tun, als mit mir hier zu sitzen. Wie kann ich Dir helfen, mich schnell wieder loszuwerden?

– Wunderfrage: Stell Dir vor, Du gehst nachher nach Hause und verbringst den Tag so wie immer. Irgendwann gehst Du schlafen und in der Nacht, ohne dass Du es merkst, passiert ein Wunder. Dieses Wunder ist, dass Dein größtes Problem einfach verschwindet. Du wachst morgens auf und weißt noch nichts von dem Wunder. Woran würdest Du es als erstes merken? Wie würden sich andere Menschen verhalten? Und Du?

– Angenommen Du hättest durch eine gute Fee die Macht, 3 Dinge in Schule zu verändern, welche 3 Dinge wären das wohl?

– Stell Dir vor, in der Schule wäre nur die Note für das Fach Sport (oder anderes gutes Fach des Kindes) abschlussrelevant. Was würde sich dann verändern?

– Stell dir vor, Dein Vorbild … wäre jetzt in Deiner Situation, was würde er/ sie wohl tun?

– Stell Dir vor, Du könntest eine lange Schiffsreise machen und dürftest Deine Mannschaft aus den Menschen aus Deiner Schule zusammenstellen. Wen würdest Du mitnehmen und in welcher Position? Welche Rolle auf dem Schiff würde am besten zu Dir passen?

– Wann hat Dir Schule Spaß gemacht?

– Denk an eine schwierige Situation, die Du in der Vergangenheit gemeistert hast. Wie hast Du das geschafft?

– Welche Deiner Fähigkeiten waren besonders ausschlaggebend für Deinen Erfolg?

– Welche Deiner Stärken und Fähigkeiten könnten Dir helfen, die jetzige Situation gut zu lösen?

–  Welche Probleme in Bezug auf den Schulbesuch konntest Du schon lösen?

– Was wäre von hier aus der erste kleine Schritt?

– Angenommen Du würdest ab sofort wieder täglich zur Schule gehen und mitarbeiten. Was würde Dir dann fehlen?

– Was müsstest Du tun, um Dich noch mehr von der Schule zu distanzieren?

– Wer könnte Dich am besten dabei unterstützen, den Schulbesuch komplett aufzugeben? 

– Stell Dir vor, Du wärst Trainer und solltest mir beibringen, den Schulbesuch möglichst zu vermeiden. Was würdest Du mir beibringen? Was müsste ich über mich denken, um einen Trainingserfolg zu haben?

– Wie könntest Du es schaffen, in der nächsten Arbeit garantiert einen Blackout zu bekommen?

 

– Auf einer Skala von 1 bis 10, wo würdest Du die Regelmäßigkeit Deines Schulbesuchs/ Dein Engagement für die Schule verorten?

– Warst Du schon mal auf einem niedrigeren Wert? Was war da los?

– Warst Du schon mal auf einem höheren Wert? Was war da anders?

– Stell Dir vor, Du wolltest von dem jetzigen Wert eine Stufe höher steigen, wie würde das konkret aussehen? 

Was müsstest Du dafür tun, um eine Stufe höher zu kommen. Was genau müsstest Du tun? Was müsstest Du tun?

– Wie zuversichtlich bist Du, eine Stufe höher zu kommen?

– Was wäre Dein persönlicher Zielwert?

– Wie zuversichtlich bist Du, diesen Zielwert zu erreichen?

– Wie groß ist auf einer Skala von 1 bis 10 Deine Motivation, wieder regelmäßig zur Schule zu gehen?

– Was denkt Deine Mutter/ Dein Vater, warum der Schulbesuch gerade so schwierig für Dich ist?

– Welche Vermutungen haben Deine Mitschüler*innen, warum Du gerade nicht so regelmäßig zur Schule kommst?

– Was traut Dein Klassenlehrer Dir an Leistungen zu, wenn Du Dein Potential ausschöpfen würdest?

– Welche Deiner Fähigkeiten geben Deinen Eltern Zuversicht, dass Du den Schulbesuch erfolgreich meistern kannst?

– Was müsste passieren, dass Deine Eltern sagen: „Wir sind stolz auf Dich“?

– Was finden Deine Freunde am schlimmsten daran, dass Du nicht regelmäßig zur Schule gehst?

 

6 ungewöhnliche Interventionen bei Schulabsentismus

Stell Dir vor, Du möchtest Urlaub machen und zwar Urlaub von Deinem Problem. Wenn wir bei der Arbeit in Urlaub fahren, brauchen wir eine Urlaubsvertretung, also jemanden, der sich in der Zeit des Urlaubs um unsere Aufgabe kümmert. Und so brauchst natürlich auch Du eine Urlaubsvertretung, die sich darum kümmert, dass Dein Problem, das Schulschwänzen, noch da ist, wenn Du wieder kommst. 

Stell Dir vor, ich würde Deine Urlaubsvertretung übernehmen und mich darum kümmern, dass Dein Problem läuft, solange Du nicht da bist. Bitte weise mich ein, wie ich dafür sorgen kann, dass das Schulschwänzen auch noch da ist, wenn Du in zwei Wochen wieder kommst. Wie schaffe ich es, das Schulschwänzen aufrecht zu erhalten? Was muss ich dafür tun, am Morgen, am Vormittag, am Nachmittag, am Abend? Wie genau kann ich das Problem machen? Was muss ich dafür tun? Was darf ich auf keinen Fall tun? Lass uns das mal durchspielen. Wenn morgens der Wecker klingelt, was muss ich dann genau machen?…“

Quelle: modifiziert nach „Supervisions- Tools, Hrsg. Heidi  euman- Wirsig“

“ Wenn Du Dir manchmal Schauspieler in Filmen anschaust, dann schlüpfen sie in Rollen, die vielleicht ganz anders sind als sie selbst. Jemand Schüchternes spielt dann vielleicht jemand Forschen, ein Ängstlicher einen Mutigen usw. 

Was glaubst Du, müssen die Schauspieler tun, um die Rolle gut auszufüllen, auch wenn sie selbst ganz anders sind als die Person, die sie spielen?

Vielleicht brauchen sie einen Text, der ihnen Sicherheit gibt. Sie müssen wissen, wie die Szene aussieht und sie müssen vielleicht einen Teil in sich entdecken, der ein bisschen so ist wie die Rolle, die sie spielen.

Stell Dir vor, Montag bis Donnerstag bist Du  Du selbst. Am Freitag aber spielst Du jemanden, der kein Problem hat, zu Schule zu gehen. Wie würdest Du die Rolle anlegen und für Dich entdecken? 

Dein echtes Ich darf immer noch Angst haben und schüchtern sein, aber die Person, die Du spielst, ist eben anders.“

Wenn wir in schwierige Lebenssituationen kommen, helfen Geschichten oft weiter. Es gibt Geschichten, die dazu geeignet sind, eine tiefe innere Wahrheit in uns anzusprechen und uns Hoffnung und Lösungsideen zu geben. Einige dieser Geschichten haben wir speziell mit Blick auf Schulabsentismus hier gesammelt.

 

 

Bringen Sie zum Gespräch ein verschlossenes Paket mit. Legen Sie es in die Tischmitte und sagen Sie:

„In diesem Paket ist etwas drin, dass es Dir deutlich leichter machen wird, die Schule wieder regelmäßig zu besuchen“

Jetzt lassen Sie den Schüler überlegen, was das sein könnte  und bilden Sie gemeinsam Hypothesen. Achten Sie darauf, dass die Ideen vom Schüler selbst kommen. Wenn es schwierig ist, machen Sie keine eigenen Vorschläge sondern helfen Sie lieber mit Fragen wie:

„Was denkst Du, was auf keinen Fall da drin sein kann? Was würden Deine Eltern denken, was da drin sein könnte? Was würden Deine Mitschüler*innen denken, was da drin sein könnte? Möchtest Du bis zum nächsten Treffen darüber nachdenken?“

Wenn Sie das Paket öffnen wollen, dann am besten eine Sitzung später. Bestücken Sie das Paket mit Dingen, die in ihrer Vieldeutigkeit zu Interpretation und eigenem Denken anregen und nicht eindeutig sind. 

 

Beispiele für Inhalte:

 

– Sonnenbrille

– Spiegel

– Radiergummi

– Kuscheltier

– Tablette mit unklarer Wirkung

– Liste mit Komplimenten für den     Schüler/ die Schülerin

– Briefe von Mitschüler*innen

– …

Überlegen Sie mit dem/ der Schüler,*in wofür er/sie die Gegenstände gebrauchen könnte.

 

Dieser Ansatz eignet sich für Schüler*innen, die schon lange nicht mehr in die Schule gehen und wo jede Verbesserung einem Stillstand vorzuziehen wäre.

Vereinbaren Sie mit dem Kind und den Eltern, dass der Schulbesuch an einen Münzwurf oder Würfelwurf gekoppelt wird. Wenn der Münzwurf „Kopf“ oder der Würfelwurf eine gerade Zahl ergibt, darf das Kind zu Hause bleiben und die Eltern nehmen das hin. Wenn aber das Ergebnis anders aussieht, geht das Kind in die Schule. 

Diese Intervention muss sorgfältig abgewogen werden und nur eingesetzt werden, wenn es berechtigte Gründe dafür gibt, dass das Kind mitmacht und die Erfahrung des Schulbesuchs möglicherweise das Potential hat, das Kind wieder dauerhaft zum Schulbesuch zu motivieren.  

Quelle: Filip und Andrea Caby